Dein Pferd erschrickt ständig?

Stell Dir mal vor: bei einem schönen Spaziergang kommst Du in die Abenddämmerung hinein. Du gehst auf einem Weg am Waldesrand entlang, doch mit der beginnenden Dunkelheit fühlst Du Dich immer unbehaglicher. Bald wünschst Du Dir, endlich am Zielort anzukommen. Langsam aber sicher beginnt es sogar richtig unheimlich zu werden…

Oh! – plötzlich hörst Du ein Geräusch im Wald neben dem Weg.

Es raschelt und ein Schatten huscht zwischen den Bäumen schnell vorbei. Sofort spitzt Du die Ohren, der Blick wird starr mit weit aufgerissenen Augen und Dein Herz klopft bis zum Hals hinauf. In Hochspannung schießt Adrenalin durch Deinen zittrigen Körper. „So schnell wie möglich weg hier!“ ist Dein einzigster Gedanke…

 

Die Natur des Pferdes

Pferde sind erfolgreiche Fluchttiere, denn sonst wären sie schon lange ausgestorben. Nur das Beste überlebt und klar – vor der Domestizierung durch den Menschen mussten ihre Vorfahren schon viele Millionen Jahre in der Wildnis klar kommen.

Sie sind optimal dafür ausgestattet, um Gefahren in Millisekunden zu erkennen. All ihre Sinne sind darauf ausgelegt Raubtiere und gefährliche Situationen sofort zu erkennen und mit Flucht, oder wenn diese nicht möglich ist, mit Kampf zu entgehen. Lieber 100 Mal zu oft geflüchtet, anstatt ein Mal zu lange gewartet – ist ihre Devise.

Erst rennen, dann denken,

das hat sie letztendlich so erfolgreich gemacht.

In den letzten ca. 2000 Jahren hat der Mensch das Pferd domestiziert und zum Nutztier gemacht. Erst im letzten Jahrhundert hat es auch einen großen Stellenwert im Sport und als Freizeitpartner.

Doch diese natürlichen Überlebensinstinkte sind trotz selektiver Zucht immer noch in unseren heutigen Sport- und Freizeitpartnern vorhanden.

Beim einen mehr – beim anderen weniger…

INTERESSANT!

Lernen wir unsere „Jäger-Instinkte“ immer mehr in den Griff zu bekommen,

dann kann das Pferd, seine „Beutetier-Instinkte“ los werden.

horsemanship-academy.de

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Warum erschrecken Pferde?

Denke mal an den ersten Abschnitt dieses Beitrages: genauso empfinden schreckhafte Pferde. Sie erschrecken nicht, weil sie dumm sind oder sich blöd anstellen oder gar die Absicht haben, ihren Menschen zu ärgern…

Sie erschrecken sich, ganz einfach – weil sie Angst haben, ja sie haben sogar Todesangst! „Todesangst???“ fragt sich der Pferdefreund: „Aber niemand und nichts, keine Plastiktüte, kein Geräusch oder sonst was will doch mein Pferd umbringen!“ So denken wir Menschen, da wir die Dinge aus der Perspektive eines Raubieres sehen. Und auch Vegetarier sind genetisch zum Fleisch essen geboren.

Deshalb betrachten wir die Sache mit den angeblichen Gespenstern an jeder Ecke und bei den normalen Gegenständen des Alltags, aus einem für Menschen vernünftigen Blickwinkel.

Pferde aber nicht! Denn würden Pferde erst überlegen, ob das wirklich gefährlich ist und es sich überhaupt lohnt wegzurennen oder zu kämpfen… Na dann – wie schon geschrieben, wären sie schon lange ausgestorben!

 

Diese Schreckhaftigkeit kann ganz schön frustrieren…

Manche Pferde erschrecken ständig.

Einige sind immer hektisch und panisch, da weiß man gleich was los ist. Ok, da gibt es noch die anderen: diese sind erst ruhig und man denkt, alles ist in Ordnung und nach einiger Zeit werden sie richtig explosiv. Also total unberechenbar.

Ängstlich aufgebrachte Pferde steigen, wenn man sie zurückhalten möchte oder gehen einfach trotz Gebiss durch. Seitliche Sprünge, buckeln oder auch nicht vorwärts gehen wollen sind weitere Zeichen ihrer Not.

Doch durch diese Reaktion wird der Reiter auch sehr emotional. Klar, sitzt man auf so einem Pferd kommt natürlich auch die eigene Angst auf. Durch Feshalten am Zügel und Klammern mit den Beinen versucht man die Situation in den Griff zu bekommen.

Doch dieses instinktive Verhalten von uns verängstigt das Tier noch mehr!

Jetzt fühlt es sich noch weiter eingeengt und denkt, ein Raubtier sitzt auf seinem Rücken! Dementsprechend reagiert es mit noch mehr Fluchreflex und Kampf, was sehr gefährlich für Pferd und Reiter werden kann.

Genauso einschüchternd und frustrierend kann schreckhaftes Verhalten von Pferden beim täglichen Umgang sein. Ein Pferd, dass Menschen überrennt oder sich losreißt ist auch kein Spaß…

Manchmal lässt sich das Pferd dazu bringen an den schrecklichen Dingen vorbei zu gehen und man meint, die Sache im Griff zu haben. Doch meistens wird es bei jedem weiteren Mal schlimmer und die Reaktionen noch heftiger.

 

Am Ende gewinnt immer das Pferd!

Sein Überlebenstrieb und seine körperliche Kraft sind so groß, dass der Mensch sich auch weiter verängstigt und frustriert aufgibt.

Dann geschieht gerne folgendes: entweder wird das Pferd verkauft oder nicht mehr geritten und bis an sein Lebensende „gepflegt“.

 

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Zwei wesentliche Gründe

Die Intensität der Schreckhaftigkeit und somit der Angst hängt von zwei grundlegenden Faktoren ab:

dem angeborenen Charakter und dem Energielevel des Pferdes!

Jedes Pferd kommt mit einem individuellen Charakter auf die Welt. Man unterscheidet dabei zwischen vier Persönlichkeits-Typen:

  • den „Roten“
  • den „Gelben“
  • den „Grünen“
  • den „Blauen“

Es gibt natürlich verschiedenste Mischformen, doch eine Charakter-Farbe ist dominant vorhanden.

Dazu kommt die Ausprägung des Temperaments. Das bedeuted: wie intensiv verhält sich das Pferd innerhalb seiner natürlichen Persönlichkeits-Farbe. Die „gelben“ und die „grünen“ Charaktere sind die schreckhaftesten.

 

Die Ausbildung und dadurch das (Nicht)Vertrauen

Oft werden Fohlen und Jungpferde bis zum dritten Lebensjahr „natürlich“ aufgezogen. Das heißt, sie leben in der Herde bei der Mutter und dann als Jungpferd im Verband mit Gleichaltrigen. Das ist auch gut so, da sich so das Sozialverhalten gegenüber Artgenosssen entfaltet und der Bewegungsapparat und die Organe gekräftigt werden.

Doch bei zu wenig Kontakt mit dem Menschen kann sich das Vertrauen zu diesem in dieser wichtigen prägenden Zeit nur schwach entwickeln. Leben die Pferde überwiegend isoliert, sind sie auch nicht mit Alltags-Gegenständen und -Geräuschen konfrontiert. So ist ihre Prägung dahingehend auch mangelhaft.

3-jährig werden sie dann von ihrer Herde getrennt und kommen mit allerlei Neuem in Kontakt. Nicht nur die neue Umgebung verängstigt die jungen Pferde, sondern auch die Ausbildung, die leider meistens nicht auf die Bedürfnisse des einzelnen Pferdes eingeht. Darum wird von vielen Pferden zu schnell zu viel verlangt, denn „Zeit ist Geld“ und das kann sie sehr überfordern.

 

Das Pferd erschrickt ständig – was kann man tun?

Um auf unser Anfangs-Szenarium zurück zu kommen: wie wir uns in der beschriebenen Situation in der Dämmerung fühlen, so und vielleicht sogar noch viel intensiver fühlen sich Pferde in den für sie schreckhaften Situationen.

Anstelle ihnen eine Hilfe zu sein, verhalten wir uns oft unabsichtlich so, dass wir ihnen sogar noch mehr Angst machen. Unsere eigene Unsicherheit oder auch Wut, die aufkommen können, machen wir alles unbewusst vielleicht sogar noch schlimmer, anstatt das es besser wird.

Toll ist, dass es einen Weg gibt aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Wie wir das am besten machen und unserem Pferd Hilfestellung in erschreckenden Momenten geben können, darauf gehen wir im nächsten Beitrag mit tollen Tipps ein.

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Dann lass Dich von unserem Team von Trainerinnen bei einem Präsenz-Kurs, einem Coaching vor Ort oder unserer Online Ausbildung begleiten, damit auch Dein Pferd zum Traumpferd wird.