Was tun wenn das Pferd sich erschreckt?
Wenn du ein Fluchttier wärst…
und wüsstest, das Raubtiere Dich zum „fressen gern“ haben, wärst Du da nicht auch bei jedem nicht einzuordnenden Geräusch, unerwarteten Bewegungen, komischen Gegenständen oder „nicht sichtbaren, aber garantiert vorhandenen Gespenstern“ in größter Alarmbereitschaft?
So wie wir auf das Erschrecken und die Angst unseres Pferdes reagieren, können wir es sogar noch mehr verängstigen – oder, wenn wir wissen wie, helfen wir ihm Vertrauen zu fassen und mit der Stress verursachenden Situation umgehen zu lernen.
Also – was tun, wenn das Pferd sich erschreckt?
Zuerst: Was sollen wir nicht tun?
1. Festhalten
Da uns ein ängstliches Pferd selbst Angst macht und wir nicht herunter fallen wollen, tendieren die meisten Menschen zu folgendem:
- Ziehen an den Zügeln, um das Pferd zu kontrollieren und gleichzeitig daran festhalten.
- Am Pferdekörper mit den Beinen festklammern, um einen besseren Halt zu bekommen.
Diese beiden Dinge sind das unpassendste, was man jetzt tun kann! In der Panik kommen Pferde auf ihre „rechte Hirnhälfte“, das ist die, wo die Instinkte leben. So denkt es nicht mehr daran, dass sein Mensch auf dem Rücken sitzt, sondern ein hungriger Löwe, der seine Krallen in es hinein bohrt! Es fühlt sich gefangen, festgehalten und denkt, sein Leben ist gleich vorbei…
In dieser Todesangst wird es sich wehren: es buckelt, steigt, geht durch oder möchte das Wesen auf seinem Rücken loswerden, indem es versucht, es an einem Baum oder Zaun abzustreifen.
2. Aggressiv werden
Nicht wütend zu werden ist einfacher gesagt wie getan!
Emotional aufgeregt kommen Gedanken wie: das Pferd sei ein Idiot! Durch die Wut entsteht Aggressivität, die bis zu gewalttätigen Reaktionen führen können, um dem Pferd seine angebliche Sturheit auszutreiben. So in der Art: „Zeig dem mal, wer hier der Boss ist!“
Da Pferde nicht schreien oder jaulen wie beispielsweise ein Hund, ist die Hemmschwelle aufgehoben. Am Gebiss ziehen und rucken, die Beine klopfen, oder auch die Sporen, Gerten- und Peitschenhiebe sind leider immer noch zu gern benutzte „Maßnahmen“.
Doch da das Pferd keineswegs stur ist, sondern sehr große Angst hat, führt dies zu noch größerer Panik und dadurch Opposition des Pferdes. Es erhält den Beweis, dass Menschen sehr gefährlich sind und das Vertrauen zu diesen schwindet und schwindet…
3. Hinführen
Das wird gerne gemacht…
Wir denken, wenn wir das Pferd an die bedrohlichen Dinge hinführen, dann zeigen wir ihm, dass das doch gar nicht gefährlich ist!
Stell Dir mal vor, Du hast Angst vor einer Schlange am Boden – oder vor Spinnen… Du stehst an einem Abhang vor einer Klippe…Vielleicht erschrecken Dich auch ganz andere Sachen…
Ganz gleich, nun kommt eine Person und möchte Dich an diese Dinge hinführen, um dir zu beweisen, dass Du da keine Angst zu haben brauchst… Du möchtest das aber nicht, da Du Herzklopfen und Schweißausbrüche bekommst. Doch die Person „meint es ja nur gut!“ und wird jetzt nachdrücklicher.
Wie würdest Du das finden?
INTERESSANT!
Lernen wir unsere „Jäger-Instinkte“ immer mehr in den Griff zu bekommen,
dann kann das Pferd, seine „Beutetier-Instinkte“ los werden.
horsemanship-academy.de
Was tun wenn das Pferd sich erschreckt?
1. Absteigen
Leider gibt es bei vielen Reitern den Spruch:
„Steig niemals ab, sonst hat Dein Pferd gewonnen!“
Häää? Also das heißt: lieber ins Krankenhaus oder Grab, als das Pferd gewinnen lassen??? (Letztlich hat’s dann doch gewonnen…).
Panische Pferde sind sehr gefährlich, können sogar lebensbedrohlich werden – genug hört und ließt man ja in den Nachrichten…
Obiger Spruch zeigt nur die Inkompetenz im Wissen über die Natur der Pferde und wie eine vertrauensvolle Ausbildung gemacht wird.
Also: ABSTEIGEN!
Deine Gesundheit und Dein Leben sind wichtiger als alles andere!
Und dann nachdenken, wie man die Sache in Zukunft besser lösen kann.
Nämlich indem man es erst gar nicht so weit kommen lässt:
2. Vorbereitung am Boden
Bereite das Pferd am Boden vor! Bilde es aus und lehre es, souverän mit Dingen, Geräuschen, Bewegungen und Veränderungen umzugehen.
Am Boden ist es ein vielfaches ungefährlicher als beim Reiten.
Unser Konzept mit den 7-Schlüsseln-der-Pferdekommunikation baut Vertrauen und damit eine gute Beziehung auf.
Übe mit allem Möglichen, beispielsweise befestige eine Plastiktüte an einer Gerte und lass Dein Pferd dieser folgen. Planen, große Bälle – verteile Verschiedenes auf dem Platz. Bewege diese Dinge vom Pferd weg. Denn alles, was vom Pferd weg geht, kann ihm nicht gefährlich werden. Bald fasst es Vertrauen und möchte an diesen Dingen schnuppern. Wiederhole und sei kreativ.
Klappt das gut, dann probiere es außerhalb des gegrenzten Platzes. Sei sicher, dass Du die Dinge auch dort im Griff hast.
3. Beim Reiten
Das wichtigste beim Reiten ist, dass wir unser Pferd mit nur einem Zügel kontrollieren können. Ganz leicht und ohne hektisch zu werden.
Deshalb sollte es ein fester Bestandteil des Trainings sein, das Pferd mit Gefühl aus allen Gangarten heraus mit Biegen stoppen zu können.
So kann es weder buckeln noch davon laufen. Das was es tun kann, ist im Kreis zu gehen. Dies ist unbequem für das Pferd und durch das Gebogen sein kommt es vom reinen Reagieren in das Denken hinein. So besteht die große Chance, dass es ruhiger wird. Da es dabei langsamer wird oder auch anhält, haben wir die bessere Möglichkeit schnell abzusteigen.
Lernen, selbst Ruhe zu bewahren ist extrem hilfreich. Doch da hilft meist nur eine Unterstützung von einem erfahrenen Coach noch bevor man reitet.
Sitze zentriert mit locker herabhängenden Beinen. Benütze den Zügel nur auf einer Seite in einer fließenden Bewegung und atme dabei tief ein und aus.
Deine eigene Ruhe ist es, die bewirkt, dass sich das Pferd am schnellsten wieder beruhigt.
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Was wird sich verändern?
Oben hast Du je 3 Tipps gelesen:
- was Du unbedingt vermeiden sollst
- und was Du ausdauernd üben sollst.
Je klarer Du das umsetzen kannst, umso besser wird Dein Pferd sein. Die Heftigkeit wird weniger werden und die Angst kann sogar komplett verschwinden.
Denn alles hängt davon ab, wie sehr Dir Dein Pferd „glaubt“.
Du erlebst dann vielleicht auch solche Momente:
Dein Pferd schaut mit fragendem Blick: „Ist das hier gefährlich? – sollen wir ängstlich sein?“ Du bleibst gelassen und lächelst es an: „Nein – es ist nur ein Baumstumpf!“ So geht Ihr einfach daran vorbei und den gewünschten Weg weiter…
Du willst ein sicheres Pferd und dies mit Profis angehen?
Dann lass Dich von unserem Team von Trainerinnen bei einem Präsenz-Kurs, einem Coaching vor Ort oder unserer Online Ausbildung begleiten, damit auch Dein Pferd zum Traumpferd wird.
Hallo, ich habe ein Problem mit meiner jungen Stute 5 jährig. Wir sind von Anfang an alleine im gelände unterwegs und es war nie ein Problem. Seit sie einfach eine 180 Drehung gemacht hat und ich das erste Mal von ihr runtergefallen bin ist sie wie ausgewechselt. Ich bin mit ihr dann auch ganz normal unsere Runde zu Ende geritten und das war kein Thema. jetzt aber nach ein bis zwei Wochen danach erschrickt sie sich dauernd, will immer zur Seite springen oder sucht nach irgendwas wo sie sich erschrecken kann. Auspowern tun ich sie und sonst hat sich nicht geändert alles ist beim alten, nur sie dreht komplett durch…ich weiß nicht mehr weiter, ich klammere auch nicht, muss halt nur die zügel kürzer nehmen, weil sie wie gesagt permanent am suchen ist und sich immer erschreckt, was davor einfach nie war.
Hallo, das ist ein Vertrauensproblem. Du konntest ihr in der Situation nicht helfen und jetzt glaubt sie Dir nicht mehr. Hier darfst Du an Deiner Führung arbeiten. Wie das geht kannst Du mit uns lernen.
Ich habe seit zwei Jahren eine Lusitano Stute, bei der ich auch schon einiges falsch gemacht habe…
Aber das schlimmste für mich ist : das wir bis heute kein Team sind
LG Silke
Das ist natürlich nicht schön… Doch lass den Kopf nicht hängen, es gibt Möglichkeiten das zu ändern!
Ich habe 3 Pflegepferde und alle drei sind in ihrem Wesen völlig verschieden.
Ich hatte immer wieder Fehler gemacht, falsch reagiert, oder war zu ehrgeizig und Dominant und dachte, ich werde es nie schaffen, das sie sich auf mich einlassen.
Doch erst als ich komplett meine innere Einstellung änderte, ( da mir besonders 2 Pflegepferde zeigten, dass wenn ich der Chef sein will schlechte Karten habe )und dann einfach durchs ausprobieren herausfand, wie ich ihnen helfen kann, damit sie sich sicher fühlen, damit sie mich verstehen und ich sie verstehe.
Es ist jeder Tag ein neuer Lernprozess in denen Fehler gemacht werden, aber sie verzeihen. Das habe ich von allen dreien gelernt.
Und vorallem habe ich von Ihnen gelernt Geduldig zu sein, hundertprozent bei Ihnen zu sein und ihnen immer mit einem.Lächeln und Lob zu begegnen ohne, es aufzusetzen.
beobachten, ausprobieren, Fehler machen, Geduldig sein, Spaß haben.
Das ist es, was für mich so wichtig geworden ist. Und gelernt habe ich dies alles, dank meiner jetzigen und damaligen Pflegepferde..
Ging übrigens nicht von heute auf morgen, auch wenn man es gern möchte. Es dauerte Wochen, sogar Monate. Aber es hat sich gelohnt und lohnt sich noch immer.