Kraulen, Stimme, Leckerchen...
wir haben festgestellt, dass mit diesen drei Methoden, richtig angewandt, unsere Pferde gut zu loben sind. Doch die Strategien, die am wirkungsvollsten erscheinen und die wir am häufigsten anwenden sollten, sind Pausen und die Neutralität. Was das ist und wie wir diese am besten anwenden…
Pferde richtig loben mit Pausen
Es hört sich so einfach an und im Grunde ist es das auch: “Gebe Deinem Pferd eine Pause und Du gibst ihm eine große Belohnung!” Hat es eine Übung gut gemacht, dann lass es stehen. Ganz gleich, ob es bei den Bodenübungen ist oder beim Reiten. Nehmen wir wieder die natürliche Pferdeherde als Anschauungsobjekt: Wenn Pferde nicht fressen, wandern oder spielen, dann stehen sie einfach nur da und tun nichts. Kommt jetzt ein ranghöheres Pferd am rangniedrigeren Kumpel vorbei, dann wird das Erste das Zweite wahrscheinlich zur Seite schicken. Damit dieses dem Ranghohen Platz macht. Wenn das Rangniedrige weicht, dann geht das Ranghohe vorbei und lässt das andere Pferd wieder in Ruhe. Das Rangniedrige hat seine Aufgabe (weichen) gut erledigt und kann jetzt wieder Pause machen. Das Ranghohe hat das Rangniedrige weder als Lob gestreichelt, noch mit Wiehern belohnt oder gab ihm gar ein Leckerchen!
Wie soll ich die Pausen richtig einsetzen?
Bringst Du Deinem Pferd eine neue Übung bei und es hat seine Sache gut gemacht, lass es sofort wieder in Ruhe. Auch beim ersten Ansatz in die richtige Richtung kommt die Pause. Der richtige Ansatz kann auch nur der Gedanke Deines Pferdes in die gewünschte Richtung sein! War es für Dein Pferd schwierig, gebe ihm eine lange Pause. Je öfter Du die Aufgabe verlangst und je besser Dein Pferd sie ausführt, umso kürzer werden die Pausen. Bei gutem Gelingen kann so eine Pause ein, zwei Sekunden oder sogar nur eine halbe Sekunde lang sein. Das nenne ich dann eine Mini- oder Mikropause. So kannst Du Pferde richtig loben mit Pausen!
Was ist Neutralität und wann setze ich sie ein?
Am Anfang der Ausbildung oder bei hoher Emotionalität haben viele Pferde ein Problem mit dem ruhigen Hinstehen. Hier wäre eine Pause eher kontraproduktiv. In diesen Fällen will das Pferd gar nicht stehen und sich gerner bewegen. Da wir im Horsemanship auf die Bedürfnisse des Tieres eingehen kommt jetzt die Neutralität zum Zuge. Anstatt das Pferd zum Stillstand zu zwingen, lassen wir es in seiner gewünschten Gangart weitergehen. Natürlich geben wir dem Pferd diese Gangart durch eine entsprechende Hilfe vor: “Welche Gangart möchtest Du denn gerade gehen? Schritt, Trab oder Galopp? Ok, der Trab liegt Dir im Moment am besten.” Also machen wir einen Übergang in den Trab. Ab sofort lassen wir das Pferd möglichst in Ruhe und seinen Job tun. Wir stören es nicht, weder mit dem Seil oder dem Stick am Boden, noch beim Reiten mit den Zügeln oder den Beinen.
Neutralität beim fortgeschrittenen Pferd
Pferde, die auf einem höheren Level ausgebildet sind, belohnen wir fast ausschließlich mit Neutralität und mit Mini- oder Mikropausen. Wir geben dem Pferd eine Aufgabe und erwarten, dass es seine Verantwortung übernimmt und die gestellte Anforderung korrekt ausführt. Sobald dies geschieht lassen wir das Pferd in Ruhe. Viel zu oft haben Pferde keine Ruhe bei der Erledigung ihrer Aufgabe. Beim Longieren läuft der Mensch mit der Peitsche ständig hinter dem Tier her. Bei der Bodenarbeit wedelt er permanent mit der Gerte umher. Beim Reiten wird dauernd mit den Zügeln manipuliert und mit den Beinen getrieben. Das Pferd findet nie seine Ruhe und steht so unter Dauerstress. Also lernen wir, immer besser neutral zu werden und unserem Pferd mehr Entspannung, auch in der Bewegung, in unserer gemeinsamen Zeit zuzugestehen.
Neutralität verlangt Verantwortung
Manch einer wird jetzt vielleicht einwenden: “Aber wenn ich mein Pferd nicht treibe, dann läuft es nicht!” oder: “Wenn ich es nicht ständig bremse, dann rast es nur!” Auch oft gebraucht: “Ich muss doch mit dem Gebiss spielen, damit sich mein Pferd versammelt!” All diese Dinge sind sehr frustrierend für Pferde. Sobald Dein Pferd gelernt hat seine Verantwortung zu übernehmen, seinen Job zu tun, brauchst Du das nicht mehr. Was für Verantwortungen das Pferd zu übernehmen hat und wie wir dies ihm beibringen, lest Ihr im nächsten Beitrag.
Pferde richtig loben mit Pausen – was meint Ihr dazu?
Die Ungeduld des Menschen ist das größte Problem der Pferde!